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Nikolaus Wolf: The Birds Of Desert Sun (Review)

Artist:

Nikolaus Wolf

Nikolaus Wolf: The Birds Of Desert Sun
Album:

The Birds Of Desert Sun

Medium: LP+DL-Code
Stil:

Retro- und Desert-Rock, Americana

Label: Container Recordings
Spieldauer: 36:40
Erschienen: 25.11.2022
Website: [Link]

Es ist eine herrliche Konsequenz, dass sich einige Musiker längst dafür entschieden haben, statt auf CD's, nur noch auf Vinyl zu setzen (und natürlich eine im Netz abrufbare digitale Version). Denn es gibt gewisse Musik und ganz spezielle Alben, die einfach nur auf den schwarzen großen Scheiben mit dem entsprechend schönen, großen LP-Cover erscheinen sollten. Denn sie sind so retro wie es das Vinyl ist – und sie sind dabei, sich immer stärker auch in der Gegenwart durchzusetzen und endlich wieder in das Bewusstsein derjenigen zu rücken, die auch heute noch Musik als einen Genuss betrachten, den sie leidenschaftlich und in der entsprechenden Atmosphäre genießen.
The Birds Of Desert Sun“ von NIKOLAUS WOLF sind genau so ein Genuss, der all die Ansprüche erfüllt, nach denen man sich so schmerzlich sehnt, wenn man beispielsweise heutzutage gezwungenermaßen Mainstream-Radio hört, aber kaum noch, bei welcher Autofahrt auch immer, erträgt, und sich dabei gehörig verarscht vorkommt, weil wohl nur noch Deppen und eine profitgeile Musikmaschinerie den oberflächlichen Deppengeschmack lenken, präsentieren und ausmachen.

Wie kann man sich dagegen noch wehren?
Ganz einfach: Radio auslassen und beispielsweise „The Birds Of Desert Sun“ auflegen…

…und dann diesen Americana-Retro-Desert-World-Rock genießen, der sich mit einem liebevollen Lächeln zuerst bei THEM und NEIL YOUNG, aber auch bei WILCO sowie den WALKABOUTS unterhakt, während die abgefahreneren Desert-Sounds-Klangkünstler KULA SHAKER und TITO & TARANTULA dazu erfreut Beifall klatschen. Auch wird in der Wüstensonne von all den musikalischen Vögeln ein Sonnenauf- und -untergangs-Flair verbreitet, das noch dazu nicht nur auf Harmonie, sondern auch weltmusikalische Feinheiten oder druckvolle Saxophon-Einlagen setzt, die einen gleich mal im Album-Opener „Brothers Fist“ genauso umhauen wie die besungene Faust des Bruders.

Ach ja – vielleicht sollte man doch zuvor noch klarstellen, dass NIKOLAUS WOLF nicht etwa eine einzeln agierender Musiker, sondern ein DIY-Projekt unter Federführung von Multiinstrumentalist und vom Gesang her tatsächlich deutliche Erinnerungen an LIAM GALLAGHER weckenden Michi Rieder ist (und NIKOLAUS WOLF der Name seines Uropas war), der sich noch dazu einer schrecklichen Katastrophe stellen musste, die anfangs speziell als Auslöser der Single „Easy Riders“ und dann des gesamten Albums diente. Um welche Katastrophe es sich dabei drehte, offenbaren bereits zwei Zeilen aus dem Song: „Fire and flames getting higher / You're a fighter and you're facing the death“.

Ein Album also – musikalisch so wunderbar – und doch geprägt von einer Katastrophe im bitterkalten Winter des Jahres 2021, während der Rieder erfolglos gegen die Flammen, die das Haus seiner Familie zerstörten, ankämpfte und sich noch vom Ruß übersät allein zur Feuerwache in das völlig zerstörte Wohnzimmer setzte und in aller Verzweiflung – die ja bekanntlich mit die intensivsten Gefühle weckt – seine Gitarre schnappte und dort besagter Song entstand.

Rieder selber (beziehungsweise das Reeperbahnfestival) bezeichnet sich als den 'irren Typen aus Bayern' und meint damit garantiert den Typen, der eben statt Lederhose Westernstiefel trägt und statt Blasinstrumenten Gitarre spielt und sich statt Oktoberfest-Schunkel-Rhythmen ganz den Desert-Sounds der großen weiten Wüstenwelt hingibt, bei denen eben der Rock der Sixties auf Neo Folk und kalifornische Wüsten-Aura trifft und dabei sein ganz eigenes musikalisches, aber keinesfalls bayrisches Ding macht.

Der Titelsong des Albums klingt zudem wie eine Hommage an ENNIO MORRICONE – eine ideale Variante um diese cineastische 'Spiel mir das Lied vom Tod'-Atmosphäre gleich mit auf das Album zu übertragen, bei dem man natürlich auch weitere liebevolle Sixties-Seitenhiebe erkennen darf, die mal Richtung BEATLES („Get It On“ und „Moon Mono“) und speziell GEORGE HARRISON („Over The Clouds“) ausschlagen. Der Brit-Pop lebt eben auch in diesem Album, nur dass er deutlich von Wüstenstaub bedeckt ist, der alle Gerüchte eventueller Klonerei komplett davonbläst.

FAZIT: „The Birds Of Desert Sun“ hält genau das, was der Titel verspricht. Wüstenrock und Brit-Pop, Retro- und Folk-Klangwelten werden von den durch NIKOLAUS WOLF – hinter dem der außergewöhnlich begabte singende Multiinstrumentalist Michi Rieder steckt – auf die Reise geschickten Vögel überflogen, bei denen sich einige mitunter bei der etwas traurigen Grundstimmung als Aasgeier erweisen, die nach Beute lauern. So viel Gefühl und so viel melodramatische Schönheit, die zugleich von bitteren Erfahrungen des musikalischen Masterminds geprägt sind, kann man kaum besser umsetzen als auf diesem vom Retro- und Desert-Rock geprägten Album im American Style, das seine ganze Wirkung ausschließlich auf schwarzem Vinyl entfalten darf.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1977x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (17:29):
  • Brother's Fist (3:11)
  • Easy Riders (4:25)
  • Get It On (3:03)
  • Honkey Boy (3:06)
  • Over The Clouds (3:44)
  • Seite B (19:11):
  • The Birds Of Desert Sun (2:15)
  • Moon Mono (3:47)
  • Wasteman (3:16)
  • 40 Fingers (4:25)
  • White River (5:28)

Besetzung:

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